Welcher Housesit passt zu mir?

So unterschiedlich wie wir Sitter sind, so unterschiedlich sind auch die Housesitting-Angebote. Und das ist auch gut so, denn so können alle den passenden Aufenthalt für die eigenen Bedürfnisse finden. Doch welcher Housesit und welches Tier bringt welche Aufgaben mit sich?

Hier habe ich meine Eindrücke für euch gesammelt

Hund, Katze, Maus, Hamster, Hühner, Pferde, Reptilien und co. – Jedes Tier hat seine eigenen Bedürfnisse und auch Anforderungen an den Sitter. Meine Erfahrungen dazu teile ich hier mit euch. Zunächst will ich den Fokus auf die Immobilien und Pflanzen legen. Denn auch dafür braucht es je nach Art und Umfang die eine oder andere Fähigkeit.

Haus und Garten

Wer neben ausreichend Zeit auch einen grünen Daumen und Fingerspitzengefühl mitbringt, der wird sich in einem Haus mit Garten sicher schnell wohlfühlen. Man darf aber eben nicht unterschätzen, dass sorgfältige Gartenpflege und auch das Sauberhalten eines ganzen Hauses mehr Aufwand und ein breiteres Wissen erfordern, als es zum Beispiel in einer Wohnung der Fall ist. Besonders in den Sommer- und Herbstmonaten ist in einem Garten oft mehr zu tun. Im Winter müssen zudem Verkehrswege frei von Eis und Schnee gehalten werden.
Für Housesits auf größeren Grundstücken bietet es sich daher an, den Housesit nicht allein, sondern tatsächlich mit mehreren Personen zu machen.

Wohnung

Wer nicht so viel Arbeitszeit aufbringen kann, weil sich kein Housesitting-Buddy findet und oder man noch einen Vollzeitjob im Schlepptau hat, für den sind Housesits in einer Wohnung in aller Regel die bessere Wahl, da der Pflege- und Reinigungsaufwand meistens geringer ist. Natürlich kommt es hier darauf an, ob es viele Pflanzen oder Tiere in der Wohnung gibt, die einer intensiveren Pflege bedürfen. Wenn mehrere Tiere durch die Wohnung pesen, findet man bei einem hohen Anspruch an Haarfreiheit auch dort eine ausfüllende Tagesbeschäftigung.
Denkt auch hier an Kehrwochen und Treppenhaus-Dienste, denn nicht immer wird das durch die Hausverwaltung abgedeckt.

Aber nun lasst uns zu den Tieren kommen. Bei den meisten Housesits (85% und mehr) dreht es sich um die tierischen Mitbewohner und ihre Bedürfnisse. Grundsätzlich sollte man sich vor der Suche nach einem Housesit zunächst selbst einschätzen. Habe ich bereits Erfahrung mit Tieren? Wenn ja, mit welchen? Habe ich Allergien oder Berührungsängste? Wie viel Zeit kann und möchte ich täglich aufbringen? Wie frei bin ich in der Gestaltung meines Aufenthalts? Mit der Beantwortung dieser Fragen werdet ihr automatisch eine gute Vorauswahl treffen können. Die Erfahrungen, die ich bereits mit den verschiedenen Tieren gemacht habe, helfen euch vielleicht außerdem bei der Entscheidung.

Katzen

Die Samtpfoten sind wohl die Individualisten unter den Haustieren. Von der schüchternen Freigänger-Katze, die sich nur zu den Futterzeiten sehen lässt über Outdoorkatzen, die ähnlich wie Hunde Gassi gehen bis hin zur verschmusten Wohnungskatze, die einem auf Schritt und Tritt folgt. Katzen sind Charaktertiere, die es fremden nicht immer nur leicht machen.
Das entsprechend eigenständige Verhalten bringt aber auch einige Vorteile mit sich.
Je nach Gewohnheit und Absprache können Katzen, wenn sie gut versorgt sind, auch tagsüber alleine bleiben. Zweimal täglich Futter, das Katzenklo und je nach Bedarf Fellpflege, machen den Arbeitsaufwand mit Katzen überschaubar.
Unsicherheiten für Housesitter können besonderes bei Freigänger-Katzen entstehen. Nicht jede Katze nimmt den Abschied der Besitzer gut auf und braucht einige Zeit, um sich auf die Housesitter einzulassen.

Hunde

Im Gegensatz zu Katzen dreht sich der Alltag eines Hundes um die Bezugsperson. Während eines Housesits nehmen Sitter diese Rolle ein. Der Vorteil daran, oftmals kann man Hunde einfach überall mit hinnehmen und somit auch in einen Cafebesuch oder eine Wandertour integrieren. Dennoch kann man nicht leugnen, dass die Pflege eines Hundes aufwändiger ist. Die regelmäßige Gassi-Runde pro Tag kann je nach Charakter und Hunderasse von 30 Minuten bis 3 Stunden reichen. Und auch die Zeit, die man ohne Hund verbringt und die Fellnase alleine zu Hause lässt, ist oft sehr eingeschränkt.
Folgende Gedanken helfen mir bei der Einschätzung, ob man den Vierbeinern gerecht werden kann.

  • Rasse
    Rassenbeschreibungen sind keine 100 % verlässliche Charakterbeschreibung für Hunde, aber sie geben eine Tendenz. Vom lauffreudigen Border Collie bis hin zu Couchpotatos wie der Englischen Bulldogge hat jeder Hund eigene Bedürfnisse. Außerdem gibt es ja nach Bundesland und Hunderasse auch bestimmte Vorschriften und Bescheinigungen, um die Vierbeiner ausführen zu dürfen.
  • Gewicht und Größe
    Immer wieder treffen wir auf Gassi-Runden Menschen, die ihre Hunde in Ausnahmesituationen nicht „halten“ können. Ähnliches habe ich auch schon erlebt, als ich mit zwei Hunden und damit insgesamt 40 kg Gesamtgewicht an der Leine eine unschöne Hundebegegnung hatte. Diese Situationen können schnell zu Verletzungen, bei Mensch und Tier und auch zu Störungen des Straßenverkehrs kommen. In der Verantwortung von jedem Housesitter liegt es also auch einzuschätzen, ob die vierbeinigen Schützlinge auch händelbar für einen selbst sind.
  • Alter und Ausbildung
    Besonders junge Hunde oder Tier, die noch nicht lange in ihrem Zuhause sind, tun sich in unbekannten Situationen noch schwer. Das kann sich bemerkbar machen, wenn die Hunde nicht zur Ruhe kommen. Beispielsweise im bei einem Restaurantbesuch, aber auch während des Homeoffice kann das stark einschränken. Es kann sich aber euch auch beispielsweise an der Leine bei Hundebegegnungen, Abrufbarkeit beim Freilauf oder dem Futter verhalten bemerkbar machen.
    Schätzt daher eure eigene Hundeerfahrung realistisch ein, sprecht Bedenken an.

Nagetiere

Oftmals werden Kaninchen, Hamster oder Meerschweinchen als „Einsteiger-Haustiere“ betrachtet. Sie brauchen, bei ausreichend großem Gehege, keinen Auslauf. Sind mit einmal täglich frischem Wasser und Futter glücklich und der größte Aufwand ist wohl das Ausmisten. In regelmäßigen Abständen beansprucht das zwar auch einige Zeit, dafür muss man bei der Tagesgestaltung kaum Rücksicht auf die kleinen Nager nehmen.
Die oben genannten Tiere sind zwar die bekanntesten, aber noch lange nicht die einzigen. Mäuse, Ratten, Chinchillas, Frettchen und manchmal auch Hörnchen haben natürlich alle ihre eigenen Bedürfnisse.
Neben Erfahrung mit den diesen Nagern, ist vor allem auch wichtig sich selbst bezüglich Berührungsängsten richtig einzuschätzen.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass Chinchillas wie auch Hamster eher nachtaktiv sind und zur Fellpflege Sandbäder machen?

Vögel

Eine Elster, wie auf diesem Bild ist wohl nicht der erste Vogel, an den man denkt, wenn es um einen Housesit geht. Wellensittiche und Kanarienvögel, Nymphensittiche und Zebrafinken aber auch sprechende Vögel wie Kakadus, Beos und Papageien sind als Haustiere üblicher. Alle über einen Kamm zu scheren ist ähnlich schwer wie schon bei den Nagetieren. Je nach Käfig/Volieren-Größe und Beschäftigungsbedarf kann der Aufwand bei 10 Minuten pro Tag für Futter und Wasser liegen oder auch mehr, deutlich mehr. Für Freiflug, Beschäftigung und Reinigung der Käfige kommt dann doch einiges zusammen.
Es gibt übrigens auch Vögel, die es gewohnt sind, immer mit dabei zu sein und im Alltag auf der Schulter zu sitzen. Und bei dem ein oder anderen Papagei sollte man gut auf seine Finger aufpassen, um nicht gepickt zu werden.

Aquarium und Terrarium

Bei den meisten Reptilien und Fischen geht es eher darum, ihr Zuhause richtig zu pflegen. Die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Terrarium oder der passende ph-Wert im Aquarium. Natürlich müssen auch diese Haustiere gefüttert werden und ab und an steht eine Reinigung an, aber der Zeitaufwand ist hier größtenteils sehr gering.
Erwachsene Schlangen benötigen beispielsweise nur alle paar Wochen Futter. Damit kommen wir aber auch schon zum Knackpunkt. Die Berührungsängste und das Lebendfutter. Auch hier heißt es, bitte macht euch vorher bewusst, was es bedeutet diese Tiere zu versorgen. Oftmals gehört nämlich zur Versorgung der eigentlichen Haustiere auch die Versorgung der Futtertiere. Mäuse, Ratten und allerlei Insekten werden ja nach Tier auch lebend verfüttert. Das liegt nicht jedem.
Apropos Insekten, die gibt es natürlich nicht nur als Futtertier, sondern auch als Haustier, wie zum Beispiel Tausendfüßer, Vogelspinnen, Gottesanbeterinnen und Schnecken.

Wichtig: nicht jedes Terrarium-Tier ist ungiftig. Die Verantwortung für diese Tiere solltet ihr wirklich nur mit Erfahrung im Umgang und auch mit Gegengiften übernehmen.

Bauernhoftiere

Die Tiere, die oft auch als Nutztiere bezeichnet werden, beginnen bei einem Huhn und enden noch lange nicht bei einem Stall voll Pferden. Genau da liegt auch die Tücke, denn kennt ihr den Spruch „Eine Kuh macht muh, viele Kühe machen Mühe“?
Das trifft auch auf Housesitting mit Bauernhoftieren sehr gut zu.

Mit wenigen Tieren, die im Stall oder auf der Weide leben, kann man einen sehr entspannten Alltag haben. Man öffnet morgens den Stall, kümmert sich um Futter und Wasser und am Abend das gleiche Spiel noch einmal rückwärts. So hat man während des Tages keinerlei Einschränkungen.
Handelt es sich zum Beispiel um Hühner, bekommt man zusätzlich jeden Tag sein Frühstücksei frei Haus geliefert.
Klingt idyllisch? Kann es auch sein, aber es ist eben ein schmaler Grad.
Zwischen einer Schafherde auf einer festen Weide mit Offenstall und Kühen, die täglich gemistet und gemolken werden müssen, können mehrere Stunden Aufwand liegen.
Im Winter wird übrigens oft mehr Zeit durch Stallarbeit gefordert als im Sommer und die Tiere müssen mehr beschäftigt werden, da der Weidegang fehlt.
Wichtig ist, dass ihr euch auch körperlich anstrengenden Aufgaben bewusst seid und euch einen sicheren Umgang mit den Tieren zutraut. Dann kann euer Housesit zu einem schönen Einblick in das Landleben werden.

Wusstet ihr eigentlich, dass man beim Housesitting nicht immer nur Haus und Tiere sittet?
Ich hatte auch schon Anfragen bekommen, als Ansprechpartner vor Ort und Notfallkontakt für ältere oder Menschen mit Behinderung zu fungieren. Hierbei geht es natürlich nicht um Pflegeaufgaben und medizinische Assistenz. Die Aufgaben reichen von Kontaktperson für Notfälle bis hin zu Alltagshelfer für Winterdienst, Einkauf und Hausputz. Für derartige Housesits ist die Chemie zwischen allen Beteiligten besonders wichtig. Schließlich lebt man in einer Art WG und alle sollen sich sicher und wohl fühlen.
Oftmals hat man bei diesen Housesits wenig Einschränkungen und ist weniger gebunden. Nach Absprache kann man sich den Tagesablauf individuell gestalten und die Aufgaben auch frei in den Alltag einbauen. Dennoch sollte man sich besonders zu Pandemie-Zeiten der Verantwortung bewusst sein, die man gegenüber den Mitbewohnern trägt.

Kurzgefasst:

Housesits mit kleinerem Zeitaufwand finden eher in Wohnungen statt. Fordernder kann im Vergleich zum Beispiel ein Haus mit großem Garten und Pool sein. Umso mehr Tiere, umso aufwendiger kann es werden. Dabei ist auch ausschlaggebend, um welche Tiere es sich handelt. Daher ist es wichtig, sich vorab sicher zu sein, welche Verantwortung man übernehmen möchte und kann.