Ein Leben als Housesitterin und eine Beziehung, geht das?

Als Housesitting-Nomadin leben und eine Beziehung führen, kann das funktionieren? Das ist wohl eine der häufigsten Fragen, die ich zu meinem persönlichen Housesitting-Alltag gestellt bekomme. Meist begleitet von Kommentaren wie: „Eine Fernbeziehung ist doch nichts auf Dauer.“

Um ehrlich zu sein: So war das alles nicht geplant. Was ich damit meine, erzähle ich in diesem Blogbeitrag

Ich habe es immer geliebt, alleine zu reisen. Aber der Gedanke, mein Reiseleben mit jemandem zu teilen, der davon genauso begeistert ist wie ich, ließ mich nicht mehr los. Als ich während der Corona-Zeit meinen Partner kennenlernte, war dieser Traum in greifbare Nähe gerückt. Zunächst noch mit dem Camper unterwegs, lebte ich genau das Leben, das er sich für die Zukunft vorgestellt hatte.

Wer uns auf Instagram folgt, ist jetzt wahrscheinlich verwirrt, denn dort sieht man mich ja als alleinreisende Housesitterin.
Ihr ahnt es also schon, es ist nicht so gekommen, wie wir es uns vorgestellt haben.

Ein Learning, das ich mit euch teilen möchte: Ein Leben als Vollzeit-Reisender ist einfach nicht für jeden geeignet. Man ist ständig in Bewegung, muss sich immer wieder neu auf seine Reiseziele einstellen. Man lebt zwischen ständigem Ein- und Auspacken und hat eine Menge organisatorischer Aufgaben zu erledigen. Der Zeitaufwand für An- und Abreisen klaut einem einiges an Freizeit.

Für jemanden, der einen festen Arbeitsplatz braucht, grundsätzlich einen leichten Schlaf hat oder eher empfindlich ist, kann dieses Leben sehr anstrengend sein. Wenn dann der Aufwand und die Belastung der Reisefreude überwiegen, ist es vielleicht besser nur gelegentlich als Highlight zu reisen.

Auch wenn es mit dem ständigen gemeinsamen Reisen nicht geklappt hat, haben wir einen gemeinsamen Weg gefunden, der uns glücklich macht. Während meiner Housesits begleitet mich mein Partner immer wieder für einige Wochen. Er freut sich jedes Mal auf die verschiedenen Tiere, ist ein Teil des Kennenlern-Prozesses und steht sogar mit im Vertrag. Neben der gemeinsamen Housesiting-Zeit verbringen wir auch immer wieder die Zeit zwischen zwei Housesits zusammen. Sei es in seiner oder meiner Heimat oder bei gemeinsamen Urlaubsreisen.

In diesen gemeinsamen Zeitspannen nehmen wir uns sehr aktiv viel bewusste Zeit füreinander.
Eigentlich ist es genau das, was unsere Beziehung für mich so besonders macht. Wir haben keinen klassischen Alltag miteinander, sondern immer wieder intensive Quality-Time-Phasen.

Was man nicht leugnen kann ist, dass es natürlich auch Zeiten gibt, in denen wir uns nicht sehen. In dieser Zeit wird viel telefoniert, denn jeder ist in dieser Situation auf sein eigenes Leben fokussiert und es gibt viel, worüber man sich austauschen möchte.
Damit sind wir auch schon bei zwei ganz wichtigen Punkten angelangt, ohne die unsere Beziehung wahrscheinlich nicht funktionieren würde. Denn Vertrauen und Kommunikation sind für uns besonders wichtig.
Hat einer von uns Zweifel oder ein ungutes Gefühl, wird das direkt angesprochen. Durch gewaltfreie Kommunikation und Augenhöhe fangen Konflikte gar nicht erst an zu eskalieren.

Zum Schluss noch ein ganz persönlicher Punkt. In früheren Beziehungen war ich oft geneigt, mich im „Wir“ zu verlieren und meine eigenen Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Durch diese ganz besondere Art der Fernbeziehung ist das „Wir“ mit dem „Ich“ gleichgestellt. Ich habe die Möglichkeit, mich individuell zu entwickeln und meine eigenen Ziele zu verfolgen. Gleichzeitig können wir Hand in Hand miteinander wachsen. Jedes Wiedersehen ist ein besonderer Moment der Freude und jeder gemeinsame Moment wird ausgekostet. Auch aus der Ferne unterstützen wir uns gegenseitig, geben uns Kraft und wenn nötig auch mal die eine oder andere kritische Meinung.

Wir haben unsere eigenen Regeln für unsere Beziehung aufgestellt und sind dafür aus dem klassischen gesellschaftlichen Bild einer Beziehung ausgebrochen. Gerade in unserem Alter müssen wir unsere Art der Beziehung immer wieder verteidigen. Und das tun wir gerne. Denn solange wir beide glücklich sind und niemand zu Schaden kommt, haben wir das Recht, die Wegweiser für unser Leben selbst zu bestimmen.

Ob es für immer so weitergeht? Ich weiß es nicht! Vielleicht wird es in Zukunft eine gemeinsame Base geben, vielleicht weniger Reisephasen, vielleicht aber auch mehr gemeinsame Reisen. Das wird wohl nur die Zeit zeigen. Aber genau für diesen Augenblick, das Jetzt, die Gegenwart, ist es für uns genau so richtig, wie es ist.